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Donnerstag, 19. Mai 2016

Der wichtigste Mensch

The most important person
(englisch version below)

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, das auf den ersten Blick nichts mit Pferden zu tun hat, aber trotzdem enorm wichtig ist. Über jemanden, der einfach mitspielen muss, damit wir dieses Hobby - oder diese Passion - ausleben können und der einen großen Einfluss auf unseren Gemütszustand haben kann - und damit auch auf unsere Arbeit mit dem Pferd:
Über den Partner, den Ehemann, den wichtigsten Menschen auf der Welt.

Ich verbringe viel Zeit im Stall oder auf dem Weg zum Stall, mit Pferdebüchern, beim Reitunterricht oder (hin und wieder) mit diesem Blog. Dabei ist die Gefahr groß, dass die Familie manchmal zu kurz kommt. Für meinen nicht-reitenden Mann ist diese vollständige Hingabe für ein Hobby kaum nachzuvollziehen. Ich weiß, dass ich viel Toleranz und Verständnis von ihm fordere, wenn ich abends erledigt von Arbeit und Stall nach Hause komme und nur wenig Zeit für ihn habe. Oder wenn ich kein Geld für einen großen Urlaub habe, weil alles für Stallmiete und Zubehör drauf geht. Und ich bin so unendlich dankbar dafür. Hin und wieder überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Müsste ich mehr Zeit zuhause verbringen?

Sicher ist: Ohne seine Zustimmung würde es nicht gehen. Würde er sich regelmäßig beschweren, hätte ich ein (noch größeres) schlechtes Gewissen und wäre am Stall nicht bei der Sache und unglücklich. Wohin das führt, wissen wir ja.

Leider sind meine Möglichkeiten, ihm für diese Unterstützung zu danken, gering. Ich kann nur versuchen, allen seinen Ideen,  Hobbies und Wünschen ebenso aufgeschlossen zu sein und immer für ihn da zu sein. Immer. Das ist es ja auch, was ich möchte, für immer mit ihm glücklich sein. Für mich, nicht für die Pferde, aber dennoch mit einer unheimlich starken Wirkung auch auf sie.



Today, I am going to write about something which has nothing to do with horses on the first view but is extremely important. About somebody who has to agree, if we want to live our hobby - or passion - and who has a big influence on our mood - and hence on our work with the horse:

 About the partner, the husband, the most important person in the world.

I spend a lot of time in the stable, on my way there, with horse-books, with riding pupils or (from time to time) with this blog. Doing all this, the risk of somehow neglecting my familiy is high. For my non-riding husband is this complete dedication to my hobby hard to understand.
I know that I ask for a lot of tolerance and understanding, when I come home from work and horses late and there is only little time left for him. Or when I do not have enough money for a vacation as everything is blown up for stable rent and horse gadgets. And I am so endlessly thankful for that. From time to time I feel a bed concience. Should I spend more time at home?

One thing is for sure: Without his agreement I could not live the way I do. If he complained regularly, I would have an (even more) bad concience and would not be working my horses with all my heart and unhappy. We all know where that leads.

Unfortunately, my possibilities of thanking him for his support are small. I only can try to be as open and understanding for all his ideas, hobbies and wishes as he is and be always there for him. Always. That is, what I want: Be happy with him forever. For me, not for the horses, but none the less with a strong impact on them.

Sonntag, 13. März 2016

Conqui - Die Erorberung des Laufstalls


Anfang Oktober 2015: Große Augen schauen mich halb vorwitzig, halb schüchtern an, ich bin hingerissen - und ZACK - haben mir die zu den Augen gehörigen Zähne in den Arm gezwickt.
Meine Vorgänger-Praktikanten erwähnen, dass Conqui nicht ihr Lieblingspferd ist. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Wäre doch gelacht, wenn man aus dem frechen jungen Wallach kein nettes Pferdchen machen könnte!

Von nun an übernehme ich das Raus- und Reinbringen, das Putzen und Hufegeben-Üben.

So langsam gewöhnen wir und aneinander, gewinnen Vertrauen und ich kann einschätzen, wann ich meine Hände lieber in Sicherheit bringe.
Ich darf mich in der Box neben ihn setzen, wenn er schläft und kann irgendwann auch die Hinterbeine anheben. Ich sehe Herzchen.

Anfang November 2015: Ich trete meinen neuen Job an. Dies sei nur am Rande erwähnt, er hat nichts mit Pferden zu tun, ist aber wichtig, um sie sich leisten zu können.
Conqui  soll verkauft werden. Ich spreche mit meinem Mann, der mir rät, erstmal zwei Monate zu warten, ob mir der neue Job gefällt, bevor ich mich noch ein Pferd anschaffe. Klingt vernünftig.

Anfang Dezember 2015: Ich suche nach einer Verkaufsanzeige, finde aber keine und bin vorläufig beruhigt.

Anfang Februar 2016: Ich suche erneut nach einer Verkaufsanzeige und entdecke sie - entgegen meiner Hoffnung. Zwei Monate sind zwar längst um, aber mir wäre es lieber gewesen, die ganze Probezeit abzuwarten, also ein halbes Jahr. Mist! Ich berate mich mit meinem Mann und er überredet mich schließlich, das Pferd zu kaufen, das mir ja anscheinend seit Monaten nicht aus dem Kopf geht. Bester Mann der Welt!!
Am 14. Februar unterschreibe ich den Kaufvertrag für Conquistador LIII.

6. März 2016: Endlich ist es soweit: Eine gute Freundin begleitet mich nach Lüdinghausen, um meinen großen
Kleinen abzuholen. Ich bin ein bisschen aufgeregt, aber Conqui zum Glück nicht. Er begrüßt mich am Paddocktor und klettert ohne zu zögern mit mir in den Anhänger. 45 Minuten später sind wir am heimischen Stall angekommen und er verlässt den Anhänger wieder - ebenso professionell wie er ihn zuvor bestiegen hat.

Für die erste Zeit soll er in einer Notbox stehen und vormittags mit einer kleinen Herde auf einen Paddock gehen. Sobald ein Platz im Laufstall frei wird, soll er dorthin umziehen.
Ich zeige ihm die Box, den Weg zum Paddock, den Paddock und alles andere, was ihn interessiert. Danach darf er noch zwei seiner neuen Kumpels kennenlernen - alles kein Problem!

7. März 2016: Überraschend schnell ist ein Platz im Laufstall frei geworden. Conquis erster Besuch dauert nur eine halbe Stunde - die nutzt er, um sich allen freundlich vorzustellen. Keiner quietscht, tritt oder giftet. Conqui nutzt seinen Babystatus aus und quetscht sich überall zwischen und durch. Aber alles geht gut. Zwei Tage später steht er schon den ganzen Tag in der Gruppe, geht selbstständig in die Fressständer und spielt mit den anderen. Zwei weitere Tage später darf er zum ersten Mal über Nacht bleiben. Ich freue mich so für den Kleinen, dass es geklappt hat.

Als ich heute, nur eine Woche nach seinem Einzug bei uns, zum Laufstall kam, lag er - neben einem anderen Pony - draußen im Sand und döste, während die anderen Pferde darum herum standen. Ich konnte hin gehen, mich daneben setzen und ihn kraulen. Typisch, dass gerade niemand mit einer Kamera in der Nähe war und ich ebenfalls keine dabei hatte. Aber wir werden bestimmt noch viele solcher schönen Momente haben.

Bereits während seiner ersten Woche bei uns ist aus dem frechen Conqui ein gut zu händelndes, ausgeglichenes Pferd geworden, das immer kommt, wenn man ihn ruft und sich geduldiger putzen lässt.
Ich freue mich darauf, ihm den Rest der Welt erklären zu dürfen.



Sonntag, 30. August 2015

Drei Monate danach

Three months after 

(English version see below)

Ich bin tatsächlich schon fast drei Monate wieder zuhause. Zurück aus Toreby, der Pferdeblase. Zurück in meinem normalen Leben, zurück am Schreibtisch. Was habe ich die ganze Zeit getan? Wie empfinde ich rückblickend das Praktikum in Dänemark?

Sofort nach meiner Rückkehr musste ich mich an die Arbeit machen, schließlich waren es nur noch zwei Wochen bis zur Disputation, der Verteidigung meiner Doktorarbeit. Ein 45-minütiger Vortrag mit anschließender Diskussion. Hochschulöffentlich. Diese Vorbereitung war ein Graus. Nicht, weil es so schwer wäre, einen Vortrag über das zu halten, woran ich drei Jahre gearbeitet und worüber ich 150 Seiten geschrieben habe. Sondern, weil ich von 100 auf Null zurück musste, bewegungsmäßig. Von den ganzen Tag schuften wie ein Tier auf den ganzen Tag bewegungslos am Schreibtisch sitzen und denken. Von täglich mehrfachem Ponyspaß zu langer Anfahrt und einmal am Tag Hallo sagen. Ist einfach nicht mehr mein Ding. Was solls. Ich hab mich zusammengerissen und es hat geklappt. Sobald die Sache publiziert ist (da kümmert sich die Uni Bibliothek drum) dürft ihr mich Frau Doktor nennen. Wenn ihr wollt.

Tja, danach fing dann die Stellensuche an, mindestens genauso ätzend und zusätzlich noch frustrierend. Also habe ich mir - zur Ablenkung und um meinen Reitunterricht auf eine neue Ebene zu heben - die Themen-Kurzseminare ausgedacht. Und dann einen Namen: EquiLogie im Kleinen Cafe. Die Vorbereitung des ersten Seminars zum Thema Bewegung und Blickschulung hat einen Riesenspaß gemacht und abgesehen von meiner leichten Nervosität lief es dann auch ganz gut. Inzwischen bastel ich am zweiten Seminar, in dem es um Hilfen und Sitz gehen soll (schaut unter Termine).

Mit dem Reitunterricht hat es sich gut angelassen, es sind ein paar Schüler dazu gekommen und ich bin von allen begeistert. Jedes Mal, wenn ich zu den Ställen komme, hat es Fortschritte gegeben, ich sehe zufriedene Pferde und Menschen.

Und ich selber? Ein bisschen habe ich ja schon letzte Woche unter der Überschrit Mein neuer Filzsattel geschrieben. Zuerst war es schwierig, aus der Pferdeblase in den normalen Alltag und die Stallzeit zu finden, mit nicht akademisch reitenden zu kommunizieren und mein Pony nicht mehr so intensiv trainieren zu können. Zuerst hat die Qualität der Arbeit auch darunter gelitten, es tauchten wieder alte Probleme auf, Salut wurde zusehends unmotivierter. Dafür habe ich aber wundervolle Ausreitpartnerinnen gefunden, zu denen wir halbwegs regelmäßig fahren. Das macht auch der Prinzessin Spaß, die inzwischen anscheinend recht gerne mal wegfährt.
Irgendwann fiel ich mal wieder in ein Tief: Kein Job, kein erneutes Praktikum, frustriert vom Pony und dem Stadtleben. Das hat das Pony natürlich direkt mitgezogen und mich dann wieder weiter.....
Seit ein paar Tagen hat sich meine innere Lage aber wieder beruhigt. Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr sich meine Laune auf Salut auswirkt. Auch sie ist wieder besser drauf, aufnahmefähiger, motivierter. Am Freitag sind wir so schön geritten, wie schon lange nicht mehr!

Ich schaue gerne und wehmütig auf meine Praktikantenzeit in Toreby zurück. Beinahe vergessen ist die Anstrengung am Anfang, als ich erst Muskeln aufbauen musste, fast lächerlich erscheint mir meine Frustration, dass Salut zuerst nicht mitmachen wollte und wir anfangs nur sehr kleinschrittig (ich dachte: gar nicht) vorangekommen sind. Über Missmut, den ich damals empfand, kann ich jetzt lachen. Ich will nochmal!

Ok, jetzt mal Butter bei die Fische, wie war´s, so im Rückblick?
Die ersten vier Wochen waren die schlimmsten, weil alles so chaotisch geregelt war, die Arbeit so anstrengend, Salut so prinzessinnenhaft, die Kollegin so un-freundschaftlich. Ich wollte nach Hause. Nachdem Salut sich mit den Gemälden in der Halle angefreundet hatte (nach ca. zwei Wochen) wurde es etwas erträglicher, blieb aber weit hinter meinen Erwartungen zurück. Die Unterrichteinheiten waren kurz, ich hatte immer das Gefühl, "es zu versauen", dass wir nichts lernen. Die andere Praktikantin war nicht an Freundschaft oder Teamwork interessiert, sondern nur daran, selber wenig Arbeit zu machen. Eigentlich habe ich mich nur darauf gefreut, eine neue Mit-Praktikantin zu bekommen. Sie kam dann nach vier Wochen. Aber auch mit ihr war dann nicht alles einfach, ich musste mehr Arbeit übernehmen, weil sie Probleme mit dem Handgelenk hatte. Ich habe meinen Mann verimsst und er mich noch mehr. Ich habe mich jeden Tag auf unser kurzes Telefonat gefreut, gleichzeitig wusste ich aber, dass es uns traurig machen würde.
Ich habe sage und schreibe erst acht Wochen lang gedacht, ich verschwende meine Zeit, ich lerne nichts und mache mich kaputt dabei. Dann hat es plötzlich Klick gemacht - bei Salut und auch bei mir. Und von dem Moment an war alles super: Die Reitstunden waren besser und erfolgreicher, die Arbeit einfacher, das Wetter schöner. Wir Working Students haben uns die Arbeit schlauer aufgeteilt, sodass wir mal länger zwischendurch Freizeit hatten. Nach zehn Wochen war ich traurig, dass mir nur noch so wenig Zeit bleibt und zum Schluss wäre ich gerne dort geblieben. Ich hoffe, ich habe irgendwann nochmal die Gelegenheit, ein kürzeres Praktikum bei Bent und Kathrin (und auch bei einem anderen Trainer) zu machen!

Ganz toll fand ich, dass jede Woche andere, tolle, interessante Leute als Week Students auf den Hof kamen und in unserer WG wohnten. Wir haben bei jeder Gelegenheit Pferdegespräche geführt und ich habe ihnen so oft es ging bei ihrer Arbeit zugeschaut und dadurch enorm viel gelernt. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und habe das Gefühl, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die ganz Nordeuropa umfasst - und das ist ein wunderbares Gefühl. Ich freue mich darauf, viele von ihnen irgendwann wiederzusehen.



I am back home for three months now - back from Toreby, the horse-bubble. Back in my normal life, back at the desk. What have I done since then? What do I think about my internship from the retrospecitve view?

Directly after my return I had to start working on my presentation - I had only two weeks left until my disputation, the defense of my doctors thesis. 45 minutes oral presentation and the same time for discussion - open for everyone at my university. Preparing for this was horrible. Not, because it is hard to talk about what I have been working at for three years and wrote 150 oages about. But because I had to come back from 100 to zero, concerning movement. From working hard all day long to sitting more or less without moving, only thinking. From multiple times of fun with my pony each day to travelling half an hour to have some time for concentrated work. That is just not what I like. However, I pulled myself together and was very successful. As soon as my thesis has been published you may call me Doctor. If you like to.  

Well, after finishing with this, I had to start finding a job to get some money, which is nearly as boring and frustrating as working on the presentation. To have some distraction and something to look forward to, and to improve my riding lessons, I decided to hold short seminars on special topics in the academic art of riding, like learning to distinguish correct from false movements and the aids and seat. Preparing these is fun and I am learning a lot myself, too. The first seminar is already over and was quite good, now I am looking forward to the second one (see Termine). 

I have some old and some new riding pupils and I am happy with all of them. Each time I come to the stables I can see a new development, pleased humans and horses.

What about myself? A bit I already wrote last week about the new Filzsattel. At the beginning it was hard to find back to a normal day, without the horse-bubble. It was unsatisifiyng not to be able to train my horse so intensively. At first, the quality of our work decreased, old problems reappeared and Salut lost motivation. But instead, I found wonderful people to ride out with, whom we are visiting now quite regularly. That is fun for both of us - the princess and me - and she even seems to like driving somewhere now.
Nevertheless, I got a bit depressed: no job, no new internship, frustrated by the pony and living in the city. This resulted in Salut getting depressed and even less motivated, then me again,....
A few days ago, I regained my inner balance. Not for the first time I am surprised, how much my own wellbeing influences my horse´s emotions. She, too, is now happier, more concentrated and motivated. Last friday we rode as nice as we did not since May.

I like to look back at my time as a working student at Bent´s and Kathrin´s place and I miss it. Nearly forgotten is the painful beginning, when my muscels had to buid up for the daily routines, nearly ridiculous seems my frustration because Salut did not want to cooperate at first so that we only had a very slow (I felt like absolutely no) progress. Today, I can only laugh about the discontent I felt back in march. I want to be there again!

Okay, honestly, how was it, from today´s point of view?
The first four weeks were the worst, as everything seemed to be so chaotic, work was so exhausting, Salut such a princess and my co-worker not my friend. I wanted to go home. 
After Salut had made friends with the paintings on the walls in Bent´s arena (wich was after two weeks), it got a bit better, but was still not what I had expected. The lessons were too short and I had the constant feeling, that I totally failed. Furthermore, I felt like my collegue gave me more and more of her work, so I was looking forward to the next intern, who should replace her in April. But with her it did not really get easier, as she had problems with her wrist and was not able to do the heavy work. I missed my husband and cats and he missed me even more. Each day I was looking forward to our short telephone call, although I knew it would leave me sad.
Eight weeks I really thought I was wasting my time, do not learn anything and damage my body. Then suddenly it made klick - with Salut and with me. And from then on, everything was super: lessons got better and more successful, work got easier, weather better. We working students structured our workload smarter, so we had more free time. After ten weeks I was sad, that I would have to leave so soon and at the ent I would have liked to stay a bit longer. 
Now I am hoping to get the chance of another internship there or at another trainers place, someday.


A very special aspect was that each week other nice, interesting people came to the place as week students and lived in our apartment. Everytime we had the chance, we did horse-talk and whenever possible I watched them working with their horses. I learned so much from the week students! I made new friendships and enjoyed the feeling of being part of a community, which involves people from all over north europe - and that is a wonderful feeling. I am looking forward to meet some of them again someday.




Donnerstag, 30. April 2015

Die Kunst für den Spaß

Wer schon mal auf einem Kurs von Bent Branderup war, hat mit Sicherheit schon das Zitata "L`Art pour L´Art" gehört. Die Kunst für die Kunst. Der Ausspruch stammt aus dem Barock, als man am Hofe nicht mehr (nur) ritt, um in den Krieg ziehen zu können, sondern aus aus Freude an der Kunst. Oder einfach, um auf Paraden oder beim Ringreiten zu glänzen. Das Pferd wurde zum Kunstgegenstand und die Kunst besteht auch heute noch darin, es zu formen. Die Formgebung und Gymnastizierung sollen das Pferd befähigen, sich selber schön zu fühlen, seinen Körper gesundheitserhaltend einzusetzen und auch mit dem Reiter auf dem Rücken seine Gelenke so zu nutzen, dass sie dabei keinen Schaden nehmen. Hierin liegt ganz offensichtlich das Wesen der Reitkunst. Lektionen erfüllen dabei einzig den Zweck, das Pferd zu gymnastizieren, sie haben keinen Selbstzweck. Sprich: Ich erarbeite keine Pirouette, um eine kleine Drehung auf der Hinterhand zu haben oder eben um eine Pirouette zu reiten, sondern, um dem Pferd zu helfen, noch mehr auf die Hanken zu kommen und Schulterfreiheit zu erlangen und um die Hüfte geschmeidig zu machen.

"L`Art pour L`Art" - Während meines Praktikums sehe ich permanent wirklich gute Reiter, bei denen dieser Satz sich verselbstständigt zu haben scheint. Obwohl immer wieder gesagt wird, dass "die Dressur für das Pferd da ist und nicht das Pferd für die Dressur" (Bent Branderup) und dass die Lektionen nicht für Zuschauer gezeigt werden sollen, sondern einzig den Zweck erfüllen, das Pferd zu schulen, habe ich doch den Eindruck, dass über dieser ganzen detailverliebten Kleinarbeit der ursprüngliche Gedanke verloren gegangen ist, der doch die meisten von uns in den Stall gebracht hat: Spaß mit dem Pferd haben zu wollen, den Kopf mal ausschalten und die Seele baumeln lassen zu können. Auf einem Pferd, das mir vertraut und dem ich vertraue schöne Stunden im Gelände zu verbringen und rasante Ritte über weite Wiesen zu erleben, um es mal ein bisschen kitschig auszudrücken.

Ich streite dabei nicht ab, dass auch die Arbeit in der Reithalle Spaß macht. Auch ich übe gerne die korrekte Biegung und Stellung, das Versammeln und wieder vorwärts gehen, Schulterherein, Kruppeherien, Traversalen und Pirouetten. Und ich merke, wie gut Salut diese Arbeit getan hat und tut. Man sieht es an ihrem Rücken, der wieder schön bemuskelt ist und weniger hängt, und an ihren Bewegungen. Gerade der Rücken, der immer ihre Schwachstelle war muss mich ja schließlich tragen können, wenn ich mir den Wind um die Ohren sausen lassen möchte. Aber ohne Ausreiten, ohne Hüpferlis, Freiarbeit, Zirkus und langes Putzen und Tüddeln möchte ich kein Pferd halten.

Genauso glaube ich, dass es auch dem Pferd keinen Spaß macht, jeden Tag Gymnastik zu machen und an den Bewegungen zu arbeiten, die ihm schwer fallen. So werde ich zum Sportlehrer, der bestenfalls nicht abgelehnt, aber eben bestimmt nicht als Freund betrachtet wird.
Ich versuche hin und wieder, mir mit der anderen Hand die Zähne zu putzen oder beim Fegen die linke Hand oben am Besen zu haben. Eigentlich einfache Bewegungen, die mir aber so rum ausgeführt sehr schwer fallen, sodass ich schon nach wenigen Minuten wieder aufgebe. Wieso gehen also so viele Reiter, auch Akademische Reiter, davon aus, dass es ok ist, jeden Tag über Minuten am Stück die schwierigen Dinge zu verlangen? Wieso können nicht mehr von uns einfach Spaß haben und mal für einen Tag die Kunst Kunst sein lassen und schauen, ob sie denn für unseren eigentlichen, ursprünglichen Traum schon einen positiven Effekt hatte?

Wir jedenfalls haben gestern das gute Wetter genutzt und sind zwei Stunden in den Wald gegangen. Heute hatte Salut Muskelkater, aber gute Laune. Und dann ist es doch völlig in Ordnung, dass wir in unserer Stunde heute nicht glänzen konnten, finde ich. Was meint ihr?

Salut und ich im Sommer 2006




Montag, 6. April 2015

Was für eine Woche!



Wow, in der letzten Woche ist so furchtbar viel passiert und es war so unendlich (tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes) viel zu tun. Daher hatte ich leider keine Zeit, die Fotos für meinen zweiten Teil der Happy Hair Days aufzunehmen – aber das kommt dann demnächst! Jetzt möchte ich erstmal kurz von der Woche berichten.
Einmal im Monat ist Public Evening, dann dürfen interessierte Leute Bent und Kathrin bei ihrer Arbeit mit den Pferden zuschauen. Für uns Praktikanten bedeutet das natürlich extra viel Arbeit: Angefangen damit, dass die Pferde glänzen, Mähnen und Schweife ordentlich und Haar für Haar fallen müssen, geht es weiter mit dem Stall, der ebenfalls auf Hochglanz gebracht werden, dem Hof, der von sämtlichen Heu- und Strohresten befreit sein soll und der Reithalle, die ordentlich abgezogen und gewässert werden muss. Darüber hinaus müssen Stühle aufgestellt und abgewischt sowie sämtliches Sattel- und Zaumzeug geputzt werden. Eine Menge.
Dieses Mal hat sich Bent spontan entschieden, das Stroh- und Heulager aus der Halle in die Scheune zu verlegen – und zwar am Tag vor dem Public Evening. Somit hatten wir zu viert etwa 6 Stunden zusätzliche Arbeit. Dank des Sturms war dann auch noch eine ordentliche Menge Stroh und Heu draußen zusammen zu harken.
Meine Laune war wirklich auf dem Tiefpunkt, weil ich dadurch tatsächlich 2 Tage nichts mit Salut machen konnte, sogar meinen Unterricht bei Bent musste ich dafür ausfallen lassen. Inzwischen habe ich mich wieder abreagiert und fleißig mit dem Pony trainiert.
Wie immer waren diese Woche auch Week Students für Bent da. Und da gab es tatsächlich ein Highlight, denn einer davon war Christopher Dahlgren, ein akademischer Reitkünstler, den ich schon lange mal live sehen wollte, mit seinem Frederiksborger Hengst Saxo. Sie haben gemeinsam diese Woche die Passage- und Croupade-Prüfungen bestanden, was mich sehr für sie freut! Den beiden bei der Arbeit zuzuschauen war wirklich schön und hat mich sehr inspiriert.  Wesentlich dazu beigetragen haben aber auch die langen Gespräche, die wir alle abends geführt haben, fast schon Vorträge von ihm, in denen er seinen Ansatz der Arbeit mit den Pferden erklärt hat. Im Gegensatz zu Bent, der fast immer von der Versammlung in das Vorwärts geht, beginnt Christopher stets mit der Entspannung. So konnte ich ihn mit Saxo auch mal am langen Zügel schnelle Runden auf dem Zirkel galoppieren sehen, die dann langsam zur Versammlung, Pirouetten und fliegenden Wechseln wurden, sofort natürlich gefolgt von langem Zügel und Leckerchen.
Christopher arbeitet, inspiriert von seiner Frau, die wiederum Schülerin von Honza Blaha ist, und entsprechend der Horsenalities von Linda Parelli, seine Pferde vom Boden stets so, dass sie nach seinem Bauch suchen und das äußere Vorderbein seinem Körper folgt. Seine Pferde führt er somit nicht am Cavecon, obwohl sie eins tragen, sondern „am Bauch“. Wesentlich für seine Arbeit ist immer die Entspannung. Mir gefällt seine Art sehr gut und Saluts und meine Arbeit hat dadurch direkt profitiert. Auf der Grundlage der Entspannung ist Salut nun in der Lage, sich zu versammeln, ein paar Schritte Schulschritt zu gehen und sich anschließend wieder zu entspannen. Mein Pony ist im Moment sehr energiegeladen, sodass diese Art der Arbeit auch im Trab funktioniert. Da ich mich ja schon vorher mit Freiarbeit beschäftigt hatte, sind alle Bewegungen  sogar ohne Leder am Kopf möglich.  Es ist toll!!


Seit dem letzten Sonntag habe ich außerdem eine neue Mit-Praktikantin, Bettina. Wir kommen prima miteinander aus und auch unsere Ponies mögen sich schon. Mit Bettina macht die Arbeit mehr Spaß, wir haben uns viel zu erzählen und sind uns bei vielen Dingen, die Abläufe betreffend, einfach sehr einig. Auch, wie sie mit ihrem Pferd (und auch allen anderen) umgeht finde ich sehr, sehr nett. Ich freue mich auf die nächsten zwei Monate der Zusammenarbeit.


Mehr Informationen zu Christopher Dahlgren findet ihr hier: http://www.horse-vision.se/en

Bettina schreibt ebenfalls einen Blog, den ich sehr lesenswert finde. Schaut mal rein: beeandthehorse.com




Samstag, 14. März 2015

2 Wochen auf Lindegaard - Was ich bisher getan und gelernt habe

Seit 2 Wochen bin ich jetzt schon als Praktikantin bei Bent. Anfangs dachte ich, die ganze Arbeit ist doch gar nicht zu bewältigen. Aber nachdem ich mir einen Überblick verschafft, die Struktur des Tagesablaufes verinnerlicht und meinen Biorythmus angepasst hatte, wurde es leichter. Normalerweise habe ich ständig etwas zu essen in der Hand und eine Kanne Tee in Reichweite. Ich bin zwar hibbelig, aber ich sitze auch gerne mal faul rum. Das geht hier definitiv nicht!
Für alle, die es interessiert, was ich hier so mache oder die überlegen, sich ebenfalls zu bewerben, hier ein Überblick:
Mein Tag fängt um 5.30 Uhr an. Nach einem Glas Saft gehe ich zusammen mit der anderen Praktikantin in den Stall und füttere sowohl unsere, als auch die Gast- und selbstverständlich Bents und Kathrins Pferde mit Heu. Während sie das mümmeln, misten wir die 10 Boxen von Bent und Kathrin inklusive der Paddocks. Um halb 7 gibt es dann Kraftfutter für alle, danach wird weiter gemistet, neu eingestreut, Wasser in die Eimer gefüllt und gefegt. Zwischendurch bringen wir schonmal Pferde auf die Wiesen. Dann putzen wir den Rest, damit Bent und Kathrin sie später zum Reiten nur noch holen müssen. Nach dem Haken des Hofes können auch wir endlich fühstücken.
Ab 9 Uhr fangen wir mit unseren Reitstunden an (Dienstag, Mittwoch und Donnerstag), danach sehen wir bei denen der Weekstudents zu. Da viele Leute hier aus Skandinavien kommen, ist der Unterricht meist auf englisch. Ab 11 Uhr beginnen Bent und Kathrin, mit ihren Pferden zu arbeiten und auch hierbei sitzen wir in der Halle, um vom Zuschauen zu lernen und Fragen zu stellen. Zwischendurch müssen aber auch einzelne Pferde reingeholt oder raus (auf die Wiese/ Paddocks) gebracht und geputzt, sowie Heu und Stroh für die nächsten Fütterungen abgewogen werden. Ab ungefähr 13 Uhr haben wir dann Pause, bis wir um 14 Uhr wieder zum Füttern, Wasser nachfüllen und Fegen raus müssen. Meistens miste ich dann noch meine eigene Box und die eines Berittpferdes aus und übe mit Salut, was Bent und als Hausaufgaben gegeben hat. Nachmittags werden nochmal Pferde auf den Wiesen ausgetauscht und manchmal hat jemand Reitunterricht, dem ich zuschaue. Ansonsten kann ich in der Zeit einkaufen, kochen, mich erholen oder hier was schreiben. Abends wird wieder gemistet, gefüttert, getränkt und gefegt bis ca. 19.30 Uhr. Wenn ich danach noch Energie übrig habe, was meistens der Fall ist, gehe ich erneut mit der Prinzessin in die Halle um zu üben.
Um 21.30 Uhr falle ich dann im Gehen um und muss schlafen.

Und jetzt zu der anderen spannenden Frage: Was habe ich in den 2 Wochen gelernt (abgesehen von Organisation)?
Nun, die erste Woche ging eigentlich dafür drauf, anzukommen und meine Prinzessin zu beruhigen, ihr die Halle zu zeigen und trotz ihrer Rennerei ein wenig den inneren Hinterhuf zu mehr Vorwärts zu bewegen. Erst in der zweiten Woche konnte es richtig los gehen mit dem Unterricht. Bent hat festgelegt, dass wir im ersten Monat erstmal vom Boden arbeiten. Dabei wechseln wir zwischen Boden- und Longenarbeit hin und her, erklären dem Pony zuerst per Bodenarbeit, was wir wollen, um es danach auch in der Distanz zu probieren. Im Wesentlichen geht es gerade darum, das Genick, die Schultern und die Hinterbeine jeweils von außen und innen ansprechen und steuern zu können. Übergänge zwischen vorwärts und Versammlung, Kruppeherein und Schulterherein und beidem gleichzeitig, Energie aufbauen und fließen lassen sind die Aufgaben, wobei wir versuchen, meine Körpersprache zu verdeutlichen und gleichzeitig auf ein Minimum zu reduzieren, mit dem ich dann wiederum Saluts Körper steuern kann. Das ist tatsächlich Kopfarbeit für mich und anstrengend für uns beide. Bent ist sehr anspruchsvoll und ein guter Lehrer und Kathrin hat gute ergänzende Tipps gegeben. Das selbstständige Üben ist jedoch wirklich wichtig, um das in den Stunden angelernte tatsächlich zu festigen. Wenn etwas nicht funktioniert, werde ich immer dazu aufgefordert, Fehler mal zuzulassen und zu schauen, wie ich sie mit meinerm Körper, mit dem Zeigen der Gerte oder anderem Treiben korrigieren kann. Das braucht Konzentration, Zeit und Einfühlungsvermögen und manchmal ist es schwer, das alles aufzubringen, wenn der Tag so anstrengend war. Aber bisher läuft es ganz gut, möchte ich behaupten.

Auch am Wochenende sollte ich eigentlich viel üben, aber um den Kopf mal frei zu bekommen, haben wir eben einen langen Spaziergang gemacht. Der war eigentlich kürzer geplant, nur haben wir uns leider verlaufen....

Donnerstag, 12. März 2015

Was war denn da am Sonntag los?

15084
14676
13034
6871
22246
17294
16963
12720 (to be continued, the day still has some hours)

Ich trage meinen Schrittzähler hauptsächlich, weil ich sonst keine Uhr hätte. Aber es ist auch interessant zu sehen, wie viel ich täglich laufe. Eindeutig am meisten an den Tagen, an denen ich Unterricht habe. Sonntag scheine ich recht faul gewesen zu sein. Oder habe ich das Gerät da irgendwo liegen lassen?


Sonntag, 1. März 2015

Angekommen

Lange konnte ich mich darauf freuen, gestern war es denn so weit: Salut und ich sind zu unserem Praktikum bei Bent Branderup in Dänemark aufgebrochen. Aufregend war das. Für mich vielleicht mehr als für die Prinzessin, denn die wusste ja nicht, wohin es geht, als ich sie in den Hänger gebracht habe.


Die Überfahrt mit der Fähre war nicht so schlimm, wie ich gedacht habe. Entgegen der Vorschriften bin ich natürlich mit meiner Prinzessin auf dem Autodeck im Anhänger geblieben, um sie wenn nötig mit Bachblütentropfen zu beruhigen. Aber sie war reltiv gelassen- zum Glück, denn essen und trinken wollte sie nichts.

Als wir nach achteinhalb Stunden Fahrt endlich auf Lindegaard ankamen, hatte sie dann aber doch wirklich genug vom Ruhigstehen, daher haben wir abends noch zusammen die Halle erkundet (haaa - stellt euch hier dieses Geräusch vor, dass in Filmen kommt, wenn jemand eine Erleuchtung hat oder so), bevor es endlich Essen mit allen am Hof gab.

Ich freue mich jetzt auf lehr- und erfahrungsreiche drei Monate und hoffe, dass ich zwischendurch viel zu berichten habe!


Montag, 2. Februar 2015

Seelenspiegel

"Die Pferde spiegeln uns" - diese Aussage habe ich schon so oft gehört, aber erst in der letzten Zeit wird mir bewusst, in welchem Ausmaß sie das tun.

Vor dreieinhalb Jahren habe ich eine neue Stelle angenommen und kurz darauf begonnen, meine Doktorarbeit zu schreiben.
Der geringe Verdienst bei hohem Frustrationslevel haben an meinen Nerven gezerrt, bis ich beschlossen habe, dort aufzuhören. Mit dem Entschluss ging es mir besser, doch ich habe einfach nichts anderes gefunden. Also hab ich die Zähne zusammengebissen und weitergemacht. Mit meiner Laune ging es bergab, ich musste einen Nebenjob annehmen, um den Stall bezahlen zu können, war oft bedrückt, ständig gestresst, müde und eigentlich immer unzufrieden.

Vor etwa 2 Jahren hatten die Prinzessin und ich einen - sagen wir - Könnens-Höhepunkt.
Dann lief es mit dem Pony plötzlich nicht mehr so gut. Die Prinzessin, schon immer eher in sich gekehrt und wenig arbeitsfreudig, zog sich immer mehr zurück, wurde "faul", entzog sich meinen Hilfen, bekam "Rücken" und war nicht mehr dieselbe. Dadurch ging es mir dann noch schlechter....

Ich hatte das Gefühl, dass mein Pony alles vergisst, was wir erarbeitet hatten und zudem körperlich abbaut. Es gab natürlich auch Hochs im Tief aber insgesamt war die Situation nicht zufriedenstellend.

Im Nachhinein kann ich hier Parallelen zwischen unseren Gemütsverfassungen erkennen.

Im Mai 2014 war dann endlich das Ende meiner Doktorandenzeit abzusehen, ich hatte mir den September zum Abgeben meiner Arbeit als Ziel gesetzt, die Auswertung meiner Studie lief gut und Schreiben ging auch. Tatsächlich abgegeben habe ich dann Mitte Oktober und seitdem geht es mir seelisch viel besser, ich bin entspannter, kann mich auf die Zeit in Dänemark freuen und bin auch in Gedanken ganz beim Pony, wenn ich mit ihr arbeite.

Seit Mitte 2014 hat sich auch unsere Arbeit langsam stabilisiert, wir haben keine Rückschritte mehr gemacht, seit Dezember 2014 geht es nur noch bergauf. Saluts Rückenproblem ist nicht wieder aufgetaucht.

Kann es sein, dass es meinem Pony so schlecht ging, weil es mir so schlecht ging? Und dass sie nun, nachdem ich selber entspannter und zufriedener bin, auch wieder aufleben kann? Ich kann es nicht wissen, aber vermuten.
Dass sie mich körperlich spiegelt, weiß ich. Spätestens seit ich mit der Freiarbeit begonnen habe, fällt mir immer wieder auf, wie entscheidend Kleinigkeiten in meiner Haltung sind, um auch ihre zu ändern. Nicht nur, dass sie den Kopf senkt, wenn ich mich vorbeuge, die Schultern dreht, wenn ich meine drehe und langsamer und schneller wird, je nachdem, wie ich laufe. Nein, auch wohin ich mit den Augen schaue und was ich mit meinen Händen mache entgeht ihr nicht und wird - zumindest an sehr aufmerksamen Tagen - imitiert.

Auch bei meinen Reitschülern konnte ich dieses Phänomen beobachten, wenn auch immer nur auf den kurzen Zeitabschnitt einer Unterrichtseinheit bezogen. Steigt jemand mit Stress aufs Pferd, wird das Reiten selten zufriedenstellend. Nicht nur der angespannte Rücken, zusammengebissene Zähne oder sonstige körperliche Auswirkungen von Stress behindern die Arbeit. Wer gestresst ist setzt - besonders in einer Reitstunde - sein Pferd unter großen Druck. Denn wir Freizeitreiter halten unsere Pferde zu unserer Entspannung. Wir erwarten also, dass sie uns von dem Alltagsärger befreien und laden ihn auf diese Weise auf ihrem Rücken ab. Das ist nicht fair. Kommt dann noch unsere Verspannung hinzu, muss das Pferd schon sehr unsensibel oder hart im Nehmen sein, um dennoch locker und motiviert zu laufen.

Mein Rückblick auf die letzten 3 Jahre lässt mich nachdenklich werden. Und er motiviert mich dazu, meine Arbeit mit Salut zu verändern. Er motiviert mich, mich mehr mit meiner seelischen Verfassung zu beschäftigen. Ich hoffe, eines Tages werde ich in der Lage sein, wirklich alles, was mich in der Nicht-Stall-Wirklichkeit beschäftigt, auszublenden und beim Pony NUR beim Pony zu sein.
 Aber bis es so weit ist möchte ich meinem Pony heute etwas versprechen: Wenn ich gestresst bin, egal ob von der Arbeit, der Freizeit, Beziehungen oder was auch immer, werde ich nicht von dir verlangen, MIT mir zu arbeiten. Dann darfst du OHNE mich laufen, springen, dich wälzen. Oder vielleicht gehen wir auch ins Gelände, joggen oder spazieren einfach nur, freuen uns über Bäume, Vögel und Blumen. Am Ende kommt ja auch alles wieder zu mir zurück: Nur wenn du glücklich bist kann ich es auch sein.



Dienstag, 20. Mai 2014

Aufstehen und weitermachen


Nein, ich bin nicht vom Pferd gefallen. Eher vom hohen Ross. Wobei, so hoch war es eigentlich auch  nicht. Egal. Heute soll es um Rückschläge und Enttäuschungen gehen.

Für mich gerade ein aktuelles Thema, denn bei meier Reitstunde gestern lief nichts wie es sollte und Dinge, die eigentlich gingen klemmten mal wieder. Und das war besonders enttäuschend, nachdem in der vergangenen Woche wirklich alles was ich versucht habe auch geklappt hat. Dann sitzt man da in der Reitstunde auf dem Pferd und denkt: "Na toll, wieder fast 50 € dafür ausgegeben, dass man gemeinsam veruscht, ins Bewusstsein des Ponys zu gelangen."
Ein kleiner Trost: Kathin konnte mir dennoch einen Ansatz zeigen, um die Blase, die mein Pony um sich gebildet hatte, um alles außer Leckerchen zu ignorieren, wenigstens stellen- und zeitweise zu durchbrechen.
Es bleiben ein fader Nachgeschmack und bohrende Fragen. Waren meine Erwartungen zu hoch, hat sie deshalb die Kommunikation eingestellt? Hat das Pony Blockaden, oder habe ich Blockaden oder ist alles körperlich in Ordnung und sie wollte nur nicht? Ist es zu warm oder gab es zu viel Gras? War ich am Ende ungerecht, weil ich mein Prinzesschen nicht so herzlich am Weidetor verabschiedet habe wie sonst? War es gemein, ihr den Apfel nicht mehr zu geben?
Ja, im Nachhinein ärgere ich mich. Aber nicht so sehr über die fast vergeudete Reitstunde, sondern mehr über mich selbst. Bevor ich reite, sollte ich alle Erwartungen in den Putzkasten legen und den in die Sattelkammer schließen. Ich sollte die Menschen um mich herum ausblenden und nicht denken, für sie tolle Sachen zeigen zu müssen. Reitlehrer eingeschlossen. Ich lerne ja trotzdem was, nur eben auf anderer Ebene. Wenn die Prinzessin nicht so eine super Leistung gezeigt hat, habe ich sie trotzdem lieb und das sollte ich sie auch wissen lassen. Heute habe ich ein schlechtes Gewissen.
Ich packe einen großen Apfel und eine Banane ein und entschuldge mich bei meinem Pferdi und dann tu ich so, als hätte es gestern nicht gegeben. Außer, dass ich etwas gelernt habe und von jetzt an versuche, mit dem neuen Wissen alles besser zu machen.

Sonntag, 18. August 2013

Vorstellung

Hallo!

Ich denke, bevor ich hier über meine Arbeit mit dem Zaubefeenpferd schreibe, sollte ich euch mit ein paar Fakten über mich füttern.

Mein Name ist Inga Schmidt. Ich bin 1982 geboren, also gerade noch 30 Jahre alt, und seit einem Jahr mit meiner Jugendliebe verheiratet.

Der reiterliche Lebenslauf:

1991 im Alter von fast 12 Jahren durfte ich meine ersten Reitstunden nehmen. Das riesige und damals schon über 20 Jahre alte Schulpferd Mondrian hat  mich durch meine ersten Longen- und Reitstunden getragen. 4 Jahre bin ich im "normalen" Abteilungs-Reitunterricht geritten. Am Liebsten waren mir nicht die, die "ordentlich" liefen, sondern die, die ordentlich Gas geben konnten. Viel gelernt habe ich in dieser Zeit aber eigentlich nicht.
Trotzdem habe ich mit 14 das kleine Reitabzeichen (DRA IV) gemacht.

Mit fast 16 habe ich meine erste Reitbeteiligung gefunden. Das war das beste, was mir passieren konnte. In nur einem halben Jahr hatte ich dann schon mehr gelernt als in den 4 Jahren davor. Die Stute, eine Welsh-Cob, war nicht einfach und ging gerne mal schneller als es sollte. Außerdem musste ich plötzlich im Westernsattel und mit Pelham reiten. Aber die Besitzerin war super und hatte einfach eine gute Portion Vertrauen in mich. Ich durfte sie auf Wanderritten begleiten, habe erste Erfahrungen mit der Disziplin Trail gemacht und habe furchtbar viel über Pferde, Reiten und Ausrüstung gelernt. Leider ist Gwen viel zu früh an den Folgen einer Verletzung gestorben.

In den Folgejahren hatte ich immer eine oder mehrere Reitbeteiligungen, von denen ich viele unterschiedliche Sachen gelernt habe und keine einzige vermissen möchte. Dabei waren eine Andalusierin, ein Tinkerwallach, ein Qaurter Horse, ein paar Mini Shetties, eine junge und sehr ängstliche Stute und ein altes L-Dressurpferd mit Arthrose und eine junge Springerin.

Als ich zum Studieren umziehen musste habe ich mir natürlich sofort neue Pferde zum Reiten gesucht. Schon bald hatte ich einen Lewitzer-Wallach und eine Reitponystute (und zwar die, die ich dann 4 Jahre später gekauft habe).

Meine Reitweise war ein wilder Mischmach aus allem bisher gelernten. Also Dressur ohne eine Ahnung von den größeren Zusammenhängen und Biomechanik im Pferd mit einem bisschen Western.

Nach meinem Studienabschluss und mit dem ersten Job in der Tasche habe ich das Pony, an dem ich so lange eine Reitbeteiligung hatte, endlich gekauft.

Erst 1 Jahr später habe ich von einer Freundin - meiner jetzigen Reitlehrerin - die akademische Reitkunst kennengelernt und erst zwei weitere Jahre später hab ich dann beschlossen, uns beide vor die Herausforderung einer "Umschulung" zu stellen.....

Eine berufliche Zusammenfassung:

Ich bin Diplom Oecotrophologin und habe mich hier auf die Lebensmittelsensorik eingeschossen. Ich begeistere mich für Geruch, Geschmack und Mundgefühl von Lebensmitteln. Zurzeit arbeite ich an meiner Dissertation.
Daneben strebe ich an, nächstes Jahr den Trainer C Basissport Reiten zu erwerben und plane,  Fortbildungen zum Thema Pferdefütterung zu besuchen. Ausgestattet mit meinem Ernährungsfachwissen möchte ich dann den motivierten oder abnehmwilligen Reiter hinsichtlich seiner eigenen Ernährung wie auch der des Pferde beraten kann.