In der letzten Zeit mache ich mir mehr und mehr Gedanken
darum, wie man am besten anfängt, etwas Neues zu üben. Je komplexer es sein
soll, umso gründlicher sollten auch die Vorüberlegungen sein und umso
sinnvoller erscheint mir im Nachhinein eine gute Anleitung von Anfang an.
Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, bin ich über
meine Freundin und jetzt auch Reitlehrerin Kathrin auf diese Arbeit aufmerksam
geworden. Aber ich habe mich nicht gleich tiefgehend damit beschäftigt, sondern
zuerst alles sacken lassen. Dann, einige Zeit später, als ich bei der Arbeit
mit Salut nicht mehr recht weiter wusste, weil ich stumpfes Ziehen und Treten
nicht wollte und sanftere Wege nicht so richtig fruchteten, habe ich zum ersten
Mal selbstständig angefangen, mir über die Arbeit mit dem Pferd Gedanken zu
machen. Mit selbstständig meine ich nicht, dass ich selber Konzepte erarbeitet
habe. Ich meine vielmehr, dass es keinen Anstoß durch eine andere Person
brauchte, nach dem Motto: „Ich geh zu dem Kurs, komm doch mal mit“ und ich dann
wie in der Zeit meiner ersten Reitbeteiligung irgendwie zum Mitläufer geworden
bin. Ich meine, ich habe mir Literatur besorgt und gelesen und dann versucht,
das gelesene umzusetzen. Das Buch, das ich erwischt hatte, beschäftigte sich
mit Bodenarbeit. Anhand vieler Bilder und detaillierter Anleitungen war alles
ganz gut erklärt, sodass ich mich getraut habe, das auch auszuprobieren. Und es
hat auch geklappt, wir konnten losgehen und stehen bleiben, die Richtung
wechseln, die Hufschlagfiguren und auch traben. Als nächstes ist mir
eingefallen, dass es ja auch die Lehrvideos von Bent Branderup noch gibt. Also hab ich mir die angesehen – nicht alle
natürlich, sondern erstmal die, bei denen ich mich einordnen konnte – und auch
hier wieder versucht, das gelernte umzusetzen. Im Wesentlichen war das das
Schulterherein. Und auch da meinte ich, Erfolg gehabt zu haben. Hätte mich zu
dem Zeitpunkt jemand gefragt, wie gut ich unsere Arbeit einschätze, ich hätte
voller Überzeugung gesagt, dass wir es drauf haben.
Und heute, mehr als 3 Jahre später?
Auf die gleiche Frage würde ich sagen, dass ich verstanden
habe, worum es geht und auch prinzipiell wie. Dass mein Pony und ich aber noch
viel zu lernen haben, dass Saluts und meine körperlichen Grenzen auch unserer
Arbeit oft im Wege stehen und dass die Arbeit, auch wenn es für andere wohl
nicht sichtbar ist, trotzdem gute Früchte getragen hat. Ein Beispiel dafür
könnt ihr im vorherigen Post lesen. Nun kommt das, worauf icheigentlich hinaus
will: Ich glaube, mehr Erfolg hätten wir gehabt, wenn ich direkt mit einer
guten Anleitung in die neue Reitkunst gestartet wäre. Bücher und Lehrvideos
können noch so gut sein. Aber sie vermögen nicht, den Blick für kleine Dinge zu
schulen, für Details, auf die zu achten wichtig ist.
Was meine ich genau?
Stellung und Biegung, zum Beispiel. Ich hatte immer eine
Vorstellung davon, was das ist und auch in den Büchern und Videos wurde darauf
eingegangen. Aber dann am echten Pferd zu erkennen, ob das nun die richtige
Bewegung ist oder nicht, dazu hätte es zumindest bei mir mehr Erklärung
bedurft. So kam es, dass ich lange vor mich hin gearbeitet habe und dachte,
alles sei ok und jetzt, wo ich mit Kathrin zusammen die Bewegungen verfeinern
und weiterentwickeln, die Hilfen miteinander kombinieren möchte, zurück zur
Basis muss, weil ich die damals nämlich nicht „richtig genug“ erarbeitet
habe. Und mein armes Pony muss nun auch
schon wieder ein Stück weit neu lernen. Was wir beide dachten zu beherrschen
wird wieder zur Herausforderung, wenn ich es in korrekter Stellung und Biegung
verlange. Dann fehlt es an Kraft und
Koordination, vielleicht auch an Verständnis dafür, warum es denn nun doch
bitte anders sein soll.
Eine ganze Weile später – dann schon mit Unterricht – ist
mir das gleiche nochmal passiert: Wir haben begonnen, an der Schulparade zu
arbeiten, aber wieder die Basis außer Acht gelassen. Salut stand wie sie wollte
und wurde belohnt, wenn sie ihr Gewicht nach hinten verschob. Aber ohne eine
gute Biegung kann keine gute Schulparade entstehen. Was ich damals nicht
gesehen habe macht es mir heute schwer, die Parade richtig zu geben: Salut
stellt das innere Hinterbein, besonders wenn es das rechte ist, nach hinten
raus, rotiert im Brustkorb nach außen und verschiebt in Folge dessen ihr
Gewicht auf die äußeren Beine. Eine Parade soll aber helfen, das Gewicht auf
das innere Hinterbein zu bringen. Die Schulparade sieht zwar auch als
eigenständige Lektion toll aus, aber sie soll die Reaktion auf eine Parade im
Stehen und der Bewegung schulen. Und eine Parade soll das Pferd dazu
veranlassen, die Hinterhand mehr einzusetzen, mehr Gewicht mit dem inneren
Hinterbein zu tragen und sich dadurch mehr aufzurichten. Wo ich dachte, schon
recht weit zu sein, fange ich jetzt wieder an, pingelig darauf zu achten,
welches Bein vorne steht, dass das Gewicht nicht schon bei den Schultern
anfängt, nach außen geschoben zu werden und der Brustkorb schön innen runter
geht.
Ich war besonders im letzten halben Jahr öfter darüber
betrübt, dass andere Pferde schneller lernen als meins. Aber ich glaube nun,
dass viele Schwierigkeiten durch fehlende Anleitung in den Anfängen selbst
gemacht sind. Diese Erkenntnis, zusammen mit der Tatsache, dass wir ja trotzdem
zusammen schon einiges erarbeitet und verbessert haben, hat mir geholfen,
wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es gibt viele Wege zu lernen. Meiner ist
der, den ich keinem empfehlen möchte, der aber dennoch recht effektiv ist: Aus
Fehlern. Allen anderen möchte ich ans Herz legen, sich von Anfang an helfen zu
lassen, wenn sie etwas neues erarbeiten möchten. Erst nach einer gründlichen
Blickschulung ist es möglich, eigenständig Dinge zu erarbeiten.
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