Seiten

Montag, 9. Februar 2015

Kleine Sattelkunde - mein Sattel

Nachdem ich vorletzte Woche zusammengefasst habe, was ich über Sattelbeurteilung weiß, möchte ich euch nicht vorenthalten, womit ich nun reite. Vorweg: Ich reite wenig - meist nur zwei Mal in der Woche - und nutze normalerweise das Barebackpad Physio, welches extra für Rückenproblempferde erfunden wurde. Ich reite damit maximal 45 Minuten am Stück, davon die größte Zeit im Schritt. Traben und galoppieren baue ich nur in kurzen Intervallen in die Arbeit ein und nur, wenn die Prinzessin den Rücken nicht wegdrückt und schön untertritt. Für diese Dressurarbeit bietet mir mein Pad unschätzbare Vorteile gegenüber einem Sattel: Ich kann besser fühlen, ob und wie sich der Rücken unter mit bewegt. Gleichzeitig kann mein Pony natürlich auch meine Bewegungen und Schwerpunktverlagerungen besser wahrnehmen. Meine Beine können locker und entspannt herab hängen, ohne von Steigbügeln in eine Richtung gezogen zu werden und ohne den Zwang, diese festhalten zu müssen. Ich kann die Beine auch aus ihrer natürlichen Position heraus woanders hin legen und meine Hüfte frei drehen, da mich kein starrer Sitz an einem Platz hält.
Aber wenn ich ausreite ist die Ausgangssituation anders. Dann müssen keine feinen Gewichtshilfen übertragen werden, dann möchte ich länger unterwegs sein können als 45 Minuten und auch schneller. Dann verlange ich nicht immer von meinem Pony absolute Konzentration auf mich, sondern möchte, dass sie auf die Bodenbeschaffenheit achtet und gönne es ihr auch, sich in der Gegend umzusehen. Dabei geht mir der Rüken leider oft verloren. All das sind Gründe für mich, nicht mit dem Pad auszureiten, sondern etwas stabileres zu bevorzugen.
Meine Anforderungen an meinen Sattel waren also:
  • Muss kurz sein, um zu der kurzen Sattellage zu passen
  • Soll sowohl für mein Pony als auch für mich auf langen Strecken bequem sein
  • Soll möglichst leicht sein, um auch mal in Richtung Distanzritt denken zu können
  • Soll auch für kleine natürliche Hindernisse geeignet sein
  • Sollte eine Befestigungsmöglichkeit für keines Gepäck, wie z.B. Regenmantel, besitzen
  • Muss günstig sein, denn mein Budget gab nicht viel her.
Noch lebhaft in Erinnerung hatte ich, wie eine Freundin, mit der ich früher oft ausgeritten bin, von ihrem ROC schwärmte, einem Distanzsattel. Also habe ich mich nach so etwas umgesehen. Die Firmenhomepage sah gut aus und bot ein breites Spektrum an Sättel für alle Ansprüche, nicht nur Distanzreiten. Aber hier waren mir die Sättel eindeutig zu teuer.
Recht unbedarft habe ich mir denn über eine Kleinanzeige ein älteres und sehr einfaches Modell gekauft (für 450 €) und war nach dem Auspacken erstmal enttäuscht: Es sah sehr billig aus, auf den Fendern war nicht die typische ROC-Prägung und auch im Sitz ließ sich keine finden. "Betrug!" dachte ich und schrieb direkt an die Firma, um Hinweise auf Echtheit zu finden. Okay, das tut nichts zur Sache jetzt. Der Sattel ist wohl echt, die Fender und Bügel sind allerdings von einer anderen Firma. Da ich ein recht altes Modell erwischt habe, hat mein Sattel einen Podium-Baum (Podium ist eine andere Sattelfirma) aus Kunststoff. Die neueren ROC-Sättel besitzen einen Riese-Holzbaum. Dann musste ich aber noch rausfinden, ob der Sattel passt und wie ich ihn angepasst kriege. Ich hatte Glück und fand bei Facebook eine sehr gute Quelle für Tipps rund um diese Sättel. Mit ihrer Hilfe und der Anleitung, die man auf der ROC-Homepage bekommt, begann ich dann selber, meinen Sattel anzupassen:
Praktischerweise kann man bei diesen Sätteln den Baum ausbauen und ihn so ohne störende "Verkleidung" direkt anprobieren. Lediglich das Sitzfell ist festgeklebt und wurde von mir im ersten Schritt nicht entfernt. Später habe ich es dann doch abgezogen und mir ein bequemeres Sitzpolster gebastelt.






Wie man auf den ersten beiden Bildern sieht, sind die Orte bei diesem Baum schön kurz, sodass die Gefahr sehr klein ist, dass sie auf die Schulter drücken. Der Baum selber ist auch sehr, kurz und endet etwa 2 cm vor dem ersten Lendenwirbel.
Der Blick von vorne in die Kammer zeigt, dass genügend Platz ist und die Orten parallel zur Schulterpartie verlaufen.

Unter dem Baum werden Platten befestigt, die die Auflagefläche vergrößern und den Druck verteilen helfen. Bei meinem Modell waren 2 unterschiedlich große schwarze Platten dabei, die ich übereinander montiert habe.
Von vorne kann man sehen, dass sie sich nicht perfekt an die Konturen anschmiegten.



Daher habe ich sie übers Internet gegen eine weiße und eine kleinere schwarze Platte getauscht. Die weiße Platte ist etwas biegsamer und ich hatte gelesen, dass diese eher für rundliche Pferde geeignet ist als die schwarze.


Wenn man mit den Platten zufrieden ist, werden die Polster hinzugefügt. Der Sattel wird gepolstert, indem man Stiftlatex und PU in die Decke schiebt. Es gibt ein großes Fach für die Hauptpolster und kleine auf jeder Seite für die sogenannten Balancepolster, über die man sowohl die seitliche Balance, als auch das Gleichgewicht nach vorne und hinten herstellen kann. Ich habe leider keine Bilder von dem Sattel mit montierter weißer Platte und der Decke gemacht, daher hier noch ältere mit den schwarzen Platten.


Wenn alles sitzt, schiebt man die Platten zum Schluss in passende Fächer in der Decke, damit sich Sattel und Polster nicht trennen können.

Wie man auf dem linken Bild und auch auf dem mit mir im Sattel sehen kann, ist die Sitzfläche leicht nach vorne geneigt. Um dies auszugleichen, habe ich vorne Balancepolster eingeschoben, links mehr als rechts, weil der Sattel nach rechts rutschte.

Auf dem letzten Bild schließlich sieht man, wie der Sattel nach einem Ausritt lag: Leider im Verhältnis zum Gurt etwas nach hinten gerutscht, aber sonst noch ordentlich. Und vor allem: Salut hält den Rücken noch oben!
Da die Position der Gurtaufhängung veränderbar ist, werde ich das Problem mit dem rutschen bestimmt auch noch in den Griff bekommen. Stoff für eine weitere Folge Sattelkunde....




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen