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Montag, 27. Oktober 2014

Freiarbeit

Erst wollte sie keinen Sattel mehr, dann mochte sie nicht mehr am Kopf geführt werden. Ist das das Ende der Arbeit mit der Prinzessin? Beinahe hätte ich ja gesagt, aber das wäre so falsch. Es war das Ende der Korrektur am Kappzaum oder der Trense und gleichzeitig der Anfang zu noch feineren Hilfen, zu mehr Körpersprache und Sitzkommunikation.
Ja, ich weiß, wenn das Pferd plötzlich am Kopf empfindlich wird und Trensen etc. nicht mehr mag oder überall rein beißt können Zahnprobleme dahinter stecken. Der Tierarzt ist schon verständigt. Trotzdem konnten wir etwas Tolles für unsere Arbeit daraus ziehen.

Für manche mag es aussehen wie ziemlich unspektakuläre Zirkustricks, wenn ich rückwärts vor meinem Pony her gehe und sie mir folgt, die Nase zu meinem Bauch zeigend. Und wie die typische Freizeitreiterspinnerei, wenn ich nur mit Halsring reite. Für mich ist das die Überprüfung und Verfeinerung der Arbeit, die wir bereits gefestigt hatten.

Was wir nun konkret machen? Ich führe, Pony folgt. Dabei gebe ich mit meinem Bauch die Blickrichtung und Stellung, mit der Gerte in der Schenkellage die Biegung und den Takt vor. Meine Haltung wird von Saluts gespiegelt: Wenn ich mich aufrichte tut sie das auch, wenn ich mich etwas vorbeuge soll sie den Hals fallen lassen. Meine Schultern sind parallel zu ihren Schultern. Wenn sie mich in korrekter Biegung spiegelt kann ich also durch Drehung meiner Schultern auch ihre drehen und sie so in ein Schulter- oder Kruppeherein oder in die Traversale führen.
Fazit für die Bodenarbeit ohne Zeug am Kopf: Ich habe meine Körpersprache verfeinert, Salut hat gelernt, genauer zuzuhören. Durch anfangs extrem häufiges Lob habe ich sie sehr aufmerksam und motiviert gemacht, Eigenschaften, die mir in letzter Zeit an ihr gefehlt haben. Leider ist sie gleichzeitig auch etwas zu einem weißen Hai geworden, aber das wird wohl auch wieder verschwinden.

Beim Reiten mit Halsring habe ich meine "Zügelhilfen" nun also auf die indirekten Hilfen, das heißt die an der Schulter, reduziert. Der Halsring simuliert perfekt den äußeren Zügel und kann - großer Vorteil - gleichzeitig den Hals reinführen und die innere Schulter zurückhalten. Aber nur mit Zügeln bzw. Halsring zu reiten macht natürlich noch keine schöne Arbeit. Ich muss jetzt verstärkt auf einen deutlichen Sitz und punktgenaues Treiben achten, um die Biegung korrekt zu erhalten. Sobald ich etwas nicht ordentlich mache, erhalte ich die Quittung. Hier fehlt es allerdings dem Pony noch ein bisschen an der Motivation, die wir in der Boden-Freiarbeit so schön wiedererlangt haben. Wenn sie keine Lust mehr hat, hat sie keine Lust und dann hilft auch der beste Sitz nicht, um sie auf der Zirkellinie zu halten. Aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen? Challenge accepted!

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