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Donnerstag, 28. August 2014

Kursbericht vom Sitzkurs mit Kathrin Tannous - Teil 1

Am vergangenen Wochenende fand unser Sitzkurs mit Kathrin statt.

Am Samstag standen Theorie und "Trockenübungen" auf dem Programm. Mit Pezziball statt Pony. Pezzipony. Ein Glück, dass wir nicht in der Reithalle waren bei dem Wetter, sondern eine schöne warme Turnhalle am Schloss Oberwerries in Hamm zur Verfügung hatten. Aber zum Kurs:
7 Freunde waren von unserem Stall dabei und 8 kamen "von außerhalb". Die Meisten kannten Kathrin schon, sind bereits in der Akademischen Reitkunst zuhause und hatten auch spezielle Fragen mitgebracht.

"Was macht mein äußeres Bein, wenn ich Schulterherein reiten möchte?"
"Wenn mein Pony flach trabt und mehr schiebt als vorgreift fühlt es sich richtig an, wenn es mehr vorgreift fühlt es sich unbequem und falsch an. Wie kommt das?"
"Wie ist der richtige Sitz im Galopp?"
 "Wie galoppiere ich richtig an: Mit dem äußeren oder dem inneren Schenkel?"
"Mein Pony galoppiert auch rechtsherum nur im Linksgalopp an. Das muss an mir liegen." (Das war meine Frage und ich glaube, ich habe schon am Samstag eine Antwort bekommen, dazu später).
Aber auch eine grundsätzliche Frage zu dem, was man in den Reithallen beobachten kann, fand ihre berechtigte Beachtung:
"Wenn man Reiter egal wo und welcher Reitweise durch Ecken reiten sieht, sitzen sie immer außen im Sattel oder nehmen den Sattel sogar mit nach außen. Ist das richtig?"
Nachdem wir außerdem noch sämtliche Aussagen zum Sitz gesammlelt hatten, die uns so einfielen fing dann der lehrreiche Teil an. Zunächst ging Kathrin durch, inwiefern all diese Aussagen und Anweisungen sinnvoll sind und - sehr interessant - wo sie ihren Ursprung haben. Dabei wurden gleich auch unsere mitgebrachten Fragen beantwortet, weitere aufgeworfen und auch geklärt. So wie es eben sein soll.

Das Gesamtfazit dieses Teils lässt sich zusammenfassen mit: Zuerst einmal soll der Sitz nicht stören. Der Reiter soll so sitzen, dass es für ihn angenehm ist, nur dann kann dieses Ziel erreicht werden. Schablonensitzen ist also nicht die Lösung, sondern eher das Problem, denn jeder kämpft mit anderen körperlichen Eigenschaften und wer hat schon die Proportionen des Pferd-Reiter-Paares auf den Bildern mit den berühmten Linien?
Den einzigen konkreten Tipp zur Verbesserung des Sitzes, den ich an dieser Stelle beschreiben möchte ist folgender: Beine vom Sattel nach außen strecken und wieder entspannen, sodass die Oberschenkelmuskulatur wieder unter dem Bein verschwindet und nach vorne und hinten zurück gleitet. So erhöht sich die Auflagefläche der Schenkel und damit die Sicherheit (Knieschluss) und Effektivität (Beine lang,...).


Nach einer kurzen Mittagspause ging es dann praktischer weiter. Zuerst einmal ließ uns Kathrin auf dem Pezzipony das Mitschwingen im Schritt und Trab und beim Schulterherein üben. Dabei sollten wir, wie das Pferd, diagonal schwingen.



An dieser Stelle offenbarte sich zum ersten Mal der Grund meiner Probleme, links herum Schulterherein zu reiten und rechts anzugaloppieren: Das Gefühl, dass meine Schulter viel lieber lateral (also passartig) mitschwingen möchte, das ich immer wieder beim Reiten hatte, täuschte. Anscheinend schwinge auch ich richtig - zum Glück. Aber dadurch, dass ich ständig versucht habe, mich zu korrigieren ist jegliche Entspanntheit aus meinem Sitz verloren gegangen.

Danach kam etwas mehr Bewegung in die Sache. Wir alle liefen in einem Kreis um Kathrin herum, mal geradeaus, mal im Schulterherein mit zur Zirkelmitte gedrehten Fußspitzen. Wir waren eine wunderbare Abteilung und konnten auch super gleichzeitig die Hand wechseln. Aber darauf kam es Kathrin nicht an. Vielmehr wollte sie auch hierbei wieder sehen, ob wir diagonal schwingen und ob die Hüfte, deren Bein nach vorne schwingt sich abwärts bewegt.

Sämtliche Bewegungsanalysen sind wichtige Anhanltspunkte, falls mal jemand zum Physiotherapeuten, Orthopäden oder ähnlichem geht.

Die nächste Übung war dann mit Partner. Ein Partner mimte das Pony - Partnerpony- und einer den Reiter. Wobei wir hier eigentlich Bodenarbeit simulierten. Das Partnerpony sollte auf die Schulterdrehung und Fußposition des rückwärts vor ihm her laufenden Partnerreiters reagieren und ins Schulterherein bzw. wieder daraus zurück gehen. Hier gab es etliche Aha-Effekte, besonders was die Gehrichtung und Stärke der Drehung anging.

Auf Turnmatten ging es nach einer Kaffeepause mit Partnerübungen weiter. Wir sollten ausprobieren, wie viel von der Bewegung unserer Schultern und Hüfte beim Pferd ankommt. Das Partnerpony sollte auf die veränderte Berührung der Schenkel des Reiters reagieren und sich stellen und biegen. Und hier hatten wirklich viele (alle?) einen Aha-Effekt. Es kommt nämlich tatsächlich jede noch so kleine Bewegung an! Und die Meisten hatten sogar noch mehr Ahas: Es kam nicht alles so an, wie sie es gedacht hatten, machmal brachte eine kleine Bewegung das Partnerpony ungewollt auf die äußere Schulter, manchmal kam die Kruppe rein oder die Biegung ging verloren.
Und mein persönliches Fazit? Wieder einmal: Ich muss weniger machen. Ich muss mich nicht so sehr verdrehen, wie ich nach der Lektüre von Meyners zu müssen glaubte, sondern darf die äußere Hüfte zusammen mit der Schulter etwas vor nehmen. Nur die Verdrehung, die sie sowieso schon gegeneinander haben sollte erhalten bleiben. Außerdem: Wenn ich aus dem Schulter- oder Kruppeherein zurück zum Geraderichten möchte, sollte mein äußerer Schenkel weiter weg vom Pferd, sonst schubst er den Brustkorb direkt wieder und bewirkt, dass mein Pferd sich nach außern umbiegen möchte. Ich muss also das äußere Bein bei meiner Drehung aus der Schulterhereinhaltung zurück auch wieder vom Pferd weg bewegen. Unbedingt merken!!

Zum Schluss bekamen wir von Kathrin noch eine persönliche Erfahrung mit auf den Weg: Je zufriedener der Reiter, umso besser die Arbeit mit dem Pferd. Gut, im Grunde wussten wir das. Dennoch, dass die Änderung der Lebensumstände wirksamer sein kann als gezieltes Sportprogramm war zumindest mir neu und gibt zu denken. Wenn ich gut reiten will und der beste Lehrer für mein Pony sein, der ich sein kann, dann muss ich dringend alles in meinem Leben ändern, was mich stört. Es heißt also jetzt rigoros alles zu hinterfragen und auszumisten oder aufzustocken. Job, Freizeit, Wohnung. Was werde ich zuerst tun? Meine Diss abschließen. Ich glaube, danach bin ich grundsätzlich besser drauf. Meine Wohnung ausmisten und ordentlich halten. Meine liebe Freundin Heike von Haselnussblond ist da ein gutes Vorbild. Meinen Blog regelmäßiger pflegen (räusper). Mehr Reitschüler aufnehmen. Mehr genießen - und zwar ALLES!

An dem Abend nach dem ersten Kurstag hatte ich viel zu verarbeiten. Aber es stand ja noch der zweite Tag an, die Reitstunde mit dem Fokus auf den Sitz. Davon berichte ich morgen.







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