Montag, 7. November 2016

Ironie des Schicksals

Lang lang ist es her, dass ich das letzte Updates gegeben habe. Mir fehlte die Zeit. Heute habe ich sie - wo hat man mehr Zeit als in der Notaufnahme des Krankenhauses?

"Notaufnahme" ist eigentlich ein guter Überbegriff für einen pferdemäßig eher miesen Sommer. Nachdem sich ja alles ziemlich gut angelassen hatte mit meinem kleinen Neuzugang, wurde er im Mai plötzlich immer wilder, riss sich gerne mal los, hörte nicht zu. Obwohl man ja meinen sollte, dass die ganztägige Weide mit all den Spielkumpels ihm genug Gelegenheit zum Toben gibt. Aber er ist ein junges Pferd, das ist normal, sagte ich mir.
Dann fing er an, sich zu scheuern. Den Schweif, die Mähne, den Schopf, das Gesicht. Pilz, sagte die Tierärztin, Sommerekzem, sagten die Experten am Stall. Ganz konventionell habe ich also angefangen, gegen Pilz zu waschen. Das war eine nachhaltig starke Prüfung für unsere noch frische Beziehung, denn der Eroberer mag Lappen im Gesicht gar nicht. Folglich wurde er noch unwilliger in der Zusammenarbeit.
Nach der Pilzbehandlung wurde aber nichts besser, eher noch schlimmer. Immer mehr von der schönen langen, dichten Mähne fiel dem Jucken anheim, brach ab. Immer mehr blutige Stellen taten sich auf. Also gab es eine Ekzemerdecke für das Pferd und jede Menge gute Ratschläge für mich. Sommerekzem  - mein Horror! Verschiedene Leute rieten zu den unterschiedlichsten Präparaten zum Schmieren, waschen, füttern. Jeder wollte,  dass ich sein Heilmittel gleich ausprobiere. Zusätzlich hatte ich ja selber auch nachgelesen und um Rat gefragt und sowas wie einen groben Plan gemacht. Ich war und bin noch dankbar für all die gut(gemeint)en Ratschläge. Trotzdem muss ich auch ehrlich zugeben, dass mich deren Umsetzung geistig überfordert hat. Ich wollte nicht alles durcheinander ausprobieren, aber auch niemanden vor den Kopf stoßen. Ich wollte Conqui nicht mit zu vielen Mitteln belasten, aber eine schnelle Lösung. Der Arme hat wirklich gelitten, sah immer fertiger aus, guckte trauriger - und genauso fühlte ich mich auch.
Die beste Hilfe war tatsächlich die Decke, die er auch schnell liebte. Trotzdem, der Juckreiz blieb und damit auch die Notwendigkeit zur weitern Hilfesuche.

An einem Tag hat es ihn so doll geguckt,  dass er sich beim Schlagen mit dem Kopf einen Schneidezahn abgebrochen hat.

Was ich probiert habe:
Das Ökozon-Paket
Baby-Wundschutzcreme
Beta-Isodonna
Wiemerskamper Pflegeöl
Kokosöl
Calafea
Aldilotion mit und ohne BBC
Hautpflegeöl von Leovet
Tägliches oder 2tägliches Waschen mit klarem Wasser
Aus der Globuliapotheke Apis, Ledum und Staphisgria
Mineralfutter,  Zink und Kräuter
Gladiator plus

Und zum Schluss, als es trotz allem immer schlimmer wurde, habe ich einfach aufgehört, etwas zu machen (nur Mineralfutter, Zink und verschiedene Kräuter gibt es noch). Ich habe nur noch Decken regelmäßig geflickt und gewaschen und abgewartet. Und siehe da, das Scheuern ließ nach. Es hat wohlgemerkt nicht aufgehört, nur nachgelassen, aber das war schon eine enorme Erleichterung für Mensch und Pferd. Weniger Schmieren bedeutete weniger Zeitaufwand, weniger Stress (denn auch das mag der Herr gar nicht) und auch weniger Kosten.

Mein Fazit am Ende der Scheuersaison: Die Mähne ist komplett ab, der Schopf nur noch dünn, aber der Schweif sieht ok aus. Die Bauchnaht heilt (hatte er sich vor Jucken auf getreten und gebissen), aber die Schlauchtasche sieht noch ziemlich mitgenommen aus. Mein Pferd lässt sich nicht mehr einfach so im Gesicht anfassen und schon gar nicht, wenn man etwas in der Hand hat. Weglaufen hat er perfektioniert. Kratzen ist als Belohnung ebensogut wie Leckerchen, er legt sich auf Kommando ab (meistens jedenfalls), hat aufgehört zu scharren, schnappt aber nach der Hand. Ich bin noch ein bisschen ärmer und noch immer ziemlich ratlos. Ich habe den Verdacht, dass Conqui nicht nur Stiche der Kriebelmücke nicht verträgt, sondern auch Bestandteile der Cremes und vielleicht bestimmte Futtersorten.

Im Winter werden wir einen Allergietest machen, vor der Weidesaison nochmal das Immunsystem pflanzlich stärken und Leber und Nieren entgiften. Er wird nächstes Jahr direkt mit Decke auf die Wiese kommen und zu den kritischen Zeiten wieder in den Stall gehen. Ich werde Waschen mit Meersalz und Einschmieren mit Olivenöl ausprobieren. Und Stress vermeiden. Drückt mir die Daumen.


Währenddessen bei Salut......
Die Prinzessin kam leider dank der vielen Sonderarbeit in diesem Sommer etwas kurz. Für Unterricht war kein Geld mehr übrig. Dann fing sie an zu husten. Ich bin kein Fan von der dicken Chemiekeule und habe sie daher mit pflanzlichen Mitteln behandelt. Nach etwas mehr als 2 Wochen  war der Husten vorbei. Sie hatte zum Glück keinen Tag lang Fieber und hat immer hochmotiviert bei allem mitgemacht. Wenn ich ehrlich bin, wurde der Husten meiner Meinung nach weder von Bakterien verursacht, noch von Medikamenten geheilt. Wir hatten staubiges Stroh, das wohl auch mal etwas schimmelig war. Leider lässt sich sowas nicht immer verhindern, wenn man keinen eigenen Stall hat, aber seit dem Husten habe ich noch pingeliger auf Boxenhygiene geachtet.
Letzte Woche hatten wir endlich mal wieder eine schöne Reitstunde bei Kathrin und insgesamt ist Salut sehr gut drauf. Sie hat auch eine neue Reitbeteiligung seit Juni. Maurice, der sie sehr lieb hat. Das ist aber eine andere Geschichte.

Ich habe inzwischen meine Seelenruhe wieder gefunden, gelernt, mehr auf meine Intuition zu hören.

Jetzt muss ich aber wohl noch erklären, was ich in der Notaufnahme mache.
Nachdem mir von vielen Seiten geraten wurde, für mein gefährliches Pferd einen Trainer zu engagieren und da ich gegen das Weglaufen auch selber keine fruchtbaren Ideen mehr hatte, kam letzte Woche Donnerstag endlich ein Horsemanship-Cowboy. Er hat wirklich schön mit Conqui gearbeitet, ich habe mein Teufelchen selten so aufmerksam erlebt. Dann aber wollte er (der Cowboy) mir demonstrieren, wie er das Weglaufen verhindert. Ich sollte mit dem Strick in der Hand das Pferd sein, das Gas gibt. Ein  Ruck am anderen Ende brachte mich zum Stehen - und meinen Stinkefinger zum Brechen. So verbrachte ich bereits letzte Woche 5 Stunden in der NA und heute eben noch ein paar.
Ironie des Schicksals, dass der Trainer schaffte, was das junge, wilde Pferd in dem halben Jahr davor nicht getan hat.

Aber sonst ist alles gut.


Samstag, 28. Mai 2016

Conquis Abenteuer

Conqui´s adventures

(english version see below)


Fast drei Monate ist Conqui nun bei mir und in der Zeit hat er viel erlebt:

Spaziergänge mit seinem Kumpel Eragon, an der Straße entlang, durch den Wald und sogar über die Autobahnbrücke. Man merkt das Stierkämpferblut, denn es konnte ihn nichts wirklich aus der Ruhe bringen.

Rennen und Spielen mit "Onkel" Mistral auf dem Reitplatz. Kuscheln mit mir auf dem Paddock.

Wir haben Führübungen auf dem Hof, auf dem Reitplatz und schließlich auch in den Reithallen gemacht. Mit der Bodenarbeit am Knotenhalfter begonnen, zum ersten Mal einen Kappzaum angezogen, zum ersten Mal Sattel und Gurt angelegt und etwas auf seinen Rücken gesetzt.

Er hat Stangen auf dem Boden und eine flatternde Flagge kennengelernt. Seine Lieblingsübung ist das Teppichausrollen geworden.

Zahnarzt und Hufbearbeitung standen auf dem Programm und nicht zu vergessen der tägliche Weidegang in der großen Herde.
Beim Anweiden wusste er noch nicht, was passiert, hat den Start verpasst und war verwirrt, weil plötzlich alle weg waren. Ganz irritiert lief er erst in den richtigen Weg, dann aber wieder zurück. Der Arme. Inzwischen weiß er, wo es langgeht und findet die Weide ganz prima.







Nearly three months Conqui is with me now and during this time he has experienced a lot:

Going for walks with his friend Eragon, along the street, thorough the wood and even across the autobahn-bridge. Thanks to his bullfighting-horse-blood nothing could disturb him.

Running and playing in the outside riding arena with "uncle" Mistral. Cuddling with me in the paddock.

We did horsemanship trainig in the yard, in the outside arena and finally in the inside arena. I started with the groundwork, put on the first cavecon, first saddle and girth and placed a "rider" on his back.

He got to know bars on the ground and a waving flag.  Rolling out a carpet seems to be his favorite game.

He got his teeth and hoofs done and of course goes to the pasture with the big herd daily.
The first day we let them to the pasture he did not know what was coming and missed the start. Suddenly all the others were gone and he was alone. Quite irritated he slowly cantered the sandy path forth and back alone. The poor baby. Now of course he knows the way and finds the way to the pasture alone.








Donnerstag, 19. Mai 2016

Der wichtigste Mensch

The most important person
(englisch version below)

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, das auf den ersten Blick nichts mit Pferden zu tun hat, aber trotzdem enorm wichtig ist. Über jemanden, der einfach mitspielen muss, damit wir dieses Hobby - oder diese Passion - ausleben können und der einen großen Einfluss auf unseren Gemütszustand haben kann - und damit auch auf unsere Arbeit mit dem Pferd:
Über den Partner, den Ehemann, den wichtigsten Menschen auf der Welt.

Ich verbringe viel Zeit im Stall oder auf dem Weg zum Stall, mit Pferdebüchern, beim Reitunterricht oder (hin und wieder) mit diesem Blog. Dabei ist die Gefahr groß, dass die Familie manchmal zu kurz kommt. Für meinen nicht-reitenden Mann ist diese vollständige Hingabe für ein Hobby kaum nachzuvollziehen. Ich weiß, dass ich viel Toleranz und Verständnis von ihm fordere, wenn ich abends erledigt von Arbeit und Stall nach Hause komme und nur wenig Zeit für ihn habe. Oder wenn ich kein Geld für einen großen Urlaub habe, weil alles für Stallmiete und Zubehör drauf geht. Und ich bin so unendlich dankbar dafür. Hin und wieder überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Müsste ich mehr Zeit zuhause verbringen?

Sicher ist: Ohne seine Zustimmung würde es nicht gehen. Würde er sich regelmäßig beschweren, hätte ich ein (noch größeres) schlechtes Gewissen und wäre am Stall nicht bei der Sache und unglücklich. Wohin das führt, wissen wir ja.

Leider sind meine Möglichkeiten, ihm für diese Unterstützung zu danken, gering. Ich kann nur versuchen, allen seinen Ideen,  Hobbies und Wünschen ebenso aufgeschlossen zu sein und immer für ihn da zu sein. Immer. Das ist es ja auch, was ich möchte, für immer mit ihm glücklich sein. Für mich, nicht für die Pferde, aber dennoch mit einer unheimlich starken Wirkung auch auf sie.



Today, I am going to write about something which has nothing to do with horses on the first view but is extremely important. About somebody who has to agree, if we want to live our hobby - or passion - and who has a big influence on our mood - and hence on our work with the horse:

 About the partner, the husband, the most important person in the world.

I spend a lot of time in the stable, on my way there, with horse-books, with riding pupils or (from time to time) with this blog. Doing all this, the risk of somehow neglecting my familiy is high. For my non-riding husband is this complete dedication to my hobby hard to understand.
I know that I ask for a lot of tolerance and understanding, when I come home from work and horses late and there is only little time left for him. Or when I do not have enough money for a vacation as everything is blown up for stable rent and horse gadgets. And I am so endlessly thankful for that. From time to time I feel a bed concience. Should I spend more time at home?

One thing is for sure: Without his agreement I could not live the way I do. If he complained regularly, I would have an (even more) bad concience and would not be working my horses with all my heart and unhappy. We all know where that leads.

Unfortunately, my possibilities of thanking him for his support are small. I only can try to be as open and understanding for all his ideas, hobbies and wishes as he is and be always there for him. Always. That is, what I want: Be happy with him forever. For me, not for the horses, but none the less with a strong impact on them.

Sonntag, 15. Mai 2016

"Wow, wie hast du denn das gemacht?"

"Wow, how did you do that?"
(English version see below)

Ein Zitat von Kathrin aus der besten Reitstunde seit langem.
Kennt ihr das, wenn ihr übt und auch (kleine) Erfolge seht und in der Reitstunde klappt das dann einfach nicht mehr? Ich kenne das leider nur allzu gut.
In meiner letzten Stunde passte aber endlich mal alles. Salut war über Wochen konstant körperlich stabil und hochmotiviert. Sie wollte mitmachen, sich präsentieren und lernen. All unsere Trainingserfolge hab eich Kathrin im April stolz vorgeführt, sie war ganz ruhig und als ich nach ein paar schönen Übergängen zwischen Schulparade und Schulschritt anhielt, sagte sie: "Geil, wie hast du denn das gemacht?". Und dann hat das Ganze auch noch mit Übergängen in den versammelten Trab geklappt. Ich hätte meine Prinzessin knutschen können (na gut, das hab ich auch gemacht).

Wie habe ich das denn jetzt gemacht?
Ich weiß es nicht genau. Ich vermute aber, dass Salut mich wieder spiegelt.
Während der ganzen dreieinhalb Jahre, die ich an meiner Dissertation gearbeitet habe, ging es mir mehr oder weniger schlecht. Und Salut war unmotiviert und unmotivierbar. Irgendwann habe ich festgestellt, wie sehr dies zusammenhängt. Ihr könnt das alles hier nachlesen.
Im letzten Jahr, endlich befreit von meiner Arbeit und viel pferdemäßig unterwegs, entspannte sich Salut. Eine Freundin begann, ihr einen Trick - die Oberippe hochziehen - beizubringen (es hat fast ein Jahr gedauert).
Seit November 2015 habe ich nun einen Job, der mir Spaß macht, einen unbefristeten, was mir natürlich sehr viel Sicherheit gibt. Genauso lange läuft es auch mit Lü unglaublich gut. Es geht nur noch bergauf, nicht bergab, hin und wieder bleiben wir mal, wo wir sind, bevor es wieder weiter geht. Seit Conqui uns begleitet meine ich, noch mehr Ehrgeiz und Spaß bei ihr zu erkennen.
Nicht nur Kathrin und ich merken den Unterschied, auch eine Freundin, die Salut nur selten gesehen hat, sprach von einem neuen Straheln, das man bei uns beiden merkt.

Salut ist lustig, lebenslustig und motiviert, sie führt jedem ihre Tricks vor und lernt sehr schnell Neues. Wir haben so viel Spaß zusammen wie selten zuvor.
Hoffen wir, dass mir mein Job noch lange gefällt!
Hoffen wir, dass uns beiden unser Leben wie es ist, noch sehr lange gefällt!


That is a quote from my last lesson with Kathrin.
Do you know the situation: You have been practicing hard and could see (small) results and the moment you want to show everything in a lesson, you are not able to show anything of that? I have experienced this too often.

In my last lesson finally everything was perfect. Salut had been stable both physically and mentally over weeks and she was highly motivated. She wanted to perform and learn. All the things we had practiced before we showed to Kathrin and she was all quiet and when I stopped Salut after some transitions between school walk and school halt she said: "Wow, how  did you do that?".
And then the transitions also worked out perfect with the collected trot. I could have kissed my princess (and I did).

How did I actually do that?
I do´nt know for sure. I strongly persume that Salut is mirroring me again.
During all the three years of my doctoral thesis, I was more or less miserable. And Salut was unmotivated and un-motivatable. At some point, I noticed how this was connected with my feelings. You can read that here.
During the last year, finally freed from my thesis and the work I did not like, I was working with horses a lot and Salut began to relax. A friend of mine taught her a trick - lifting the upper lip (needed nearly a year for that). 
From November 2015 on I have a new job which I really like, an open-ended employement, which gives such a feeling of safety! Since that, Salut´s and my work is getting better and better, it´s going uphill, never down, sometimes we stay at a point for a while before going on. Since Conqui is with us I think I feel even more ambition and fun on Salut´s side.

Even a friend who has not seen us for a while said she noticed a new sparkle at both of us.
Salut is cheerful and motivated, she likes to show her tricks to everybody and learns new things quite fast now. We have more fun together than we had for a long time.
Let´s hope, I will like my job for very long!
Let´s hope, we both will like our lives as they are for very long!


Sonntag, 13. März 2016

Conqui - Die Erorberung des Laufstalls


Anfang Oktober 2015: Große Augen schauen mich halb vorwitzig, halb schüchtern an, ich bin hingerissen - und ZACK - haben mir die zu den Augen gehörigen Zähne in den Arm gezwickt.
Meine Vorgänger-Praktikanten erwähnen, dass Conqui nicht ihr Lieblingspferd ist. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Wäre doch gelacht, wenn man aus dem frechen jungen Wallach kein nettes Pferdchen machen könnte!

Von nun an übernehme ich das Raus- und Reinbringen, das Putzen und Hufegeben-Üben.

So langsam gewöhnen wir und aneinander, gewinnen Vertrauen und ich kann einschätzen, wann ich meine Hände lieber in Sicherheit bringe.
Ich darf mich in der Box neben ihn setzen, wenn er schläft und kann irgendwann auch die Hinterbeine anheben. Ich sehe Herzchen.

Anfang November 2015: Ich trete meinen neuen Job an. Dies sei nur am Rande erwähnt, er hat nichts mit Pferden zu tun, ist aber wichtig, um sie sich leisten zu können.
Conqui  soll verkauft werden. Ich spreche mit meinem Mann, der mir rät, erstmal zwei Monate zu warten, ob mir der neue Job gefällt, bevor ich mich noch ein Pferd anschaffe. Klingt vernünftig.

Anfang Dezember 2015: Ich suche nach einer Verkaufsanzeige, finde aber keine und bin vorläufig beruhigt.

Anfang Februar 2016: Ich suche erneut nach einer Verkaufsanzeige und entdecke sie - entgegen meiner Hoffnung. Zwei Monate sind zwar längst um, aber mir wäre es lieber gewesen, die ganze Probezeit abzuwarten, also ein halbes Jahr. Mist! Ich berate mich mit meinem Mann und er überredet mich schließlich, das Pferd zu kaufen, das mir ja anscheinend seit Monaten nicht aus dem Kopf geht. Bester Mann der Welt!!
Am 14. Februar unterschreibe ich den Kaufvertrag für Conquistador LIII.

6. März 2016: Endlich ist es soweit: Eine gute Freundin begleitet mich nach Lüdinghausen, um meinen großen
Kleinen abzuholen. Ich bin ein bisschen aufgeregt, aber Conqui zum Glück nicht. Er begrüßt mich am Paddocktor und klettert ohne zu zögern mit mir in den Anhänger. 45 Minuten später sind wir am heimischen Stall angekommen und er verlässt den Anhänger wieder - ebenso professionell wie er ihn zuvor bestiegen hat.

Für die erste Zeit soll er in einer Notbox stehen und vormittags mit einer kleinen Herde auf einen Paddock gehen. Sobald ein Platz im Laufstall frei wird, soll er dorthin umziehen.
Ich zeige ihm die Box, den Weg zum Paddock, den Paddock und alles andere, was ihn interessiert. Danach darf er noch zwei seiner neuen Kumpels kennenlernen - alles kein Problem!

7. März 2016: Überraschend schnell ist ein Platz im Laufstall frei geworden. Conquis erster Besuch dauert nur eine halbe Stunde - die nutzt er, um sich allen freundlich vorzustellen. Keiner quietscht, tritt oder giftet. Conqui nutzt seinen Babystatus aus und quetscht sich überall zwischen und durch. Aber alles geht gut. Zwei Tage später steht er schon den ganzen Tag in der Gruppe, geht selbstständig in die Fressständer und spielt mit den anderen. Zwei weitere Tage später darf er zum ersten Mal über Nacht bleiben. Ich freue mich so für den Kleinen, dass es geklappt hat.

Als ich heute, nur eine Woche nach seinem Einzug bei uns, zum Laufstall kam, lag er - neben einem anderen Pony - draußen im Sand und döste, während die anderen Pferde darum herum standen. Ich konnte hin gehen, mich daneben setzen und ihn kraulen. Typisch, dass gerade niemand mit einer Kamera in der Nähe war und ich ebenfalls keine dabei hatte. Aber wir werden bestimmt noch viele solcher schönen Momente haben.

Bereits während seiner ersten Woche bei uns ist aus dem frechen Conqui ein gut zu händelndes, ausgeglichenes Pferd geworden, das immer kommt, wenn man ihn ruft und sich geduldiger putzen lässt.
Ich freue mich darauf, ihm den Rest der Welt erklären zu dürfen.